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Musiktherapie und interdisziplinäre Zusammenarbeit erfahren in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit. Ein Beispiel für die erfolgreiche Kooperation von Musiktherapie mit dem Fachbereich Medizin ist die Neurorehabilitation. Wissenschaftliche Studien, wie Mainka (2018) und Ruotsalainen et al. (2022), haben die Wirksamkeit von Musiktherapie in diesem Bereich belegt. Ein bisher weniger untersuchtes Gebiet ist jedoch die Verzahnung von Musiktherapie und Physiotherapie. In meiner Masterarbeit habe ich mich genau diesem Thema gewidmet und gezeigt, dass eine Verbindung dieser beiden Disziplinen den Heilungsprozess von Patient:innen nachweislich fördert. Ich habe dafür ein musiktherapeutisches Instrument, die Körpertambura, in physiotherapeutischen Gruppenkursen eingesetzt und die Auswirkungen auf Schmerz- und Stresserleben sowie auf die körperliche und emotionale Ebene untersucht.
Musiktherapie ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode, die zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung von seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit eingesetzt wird. Laut der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft (DMTG) ist Musiktherapie “der gezielte Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung” (DMTG, 2014). Musiktherapie ist eine praxisorientierte Wissenschaftsdisziplin, die in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachbereichen, insbesondere Medizin, Gesellschaftswissenschaften, Psychologie, Musikwissenschaft und Pädagogik steht (DMTG, 2014). Musiktherapeutische Methoden können tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutisch-lerntheoretischen, systemischen, anthroposophischen und ganzheitlich-humanistischen Ansätzen folgen (DMTG, 2014).
2002 entwickelte der Berliner Instrumentenbauer und Klangtherapeut Bernhard Deutz die Körpertambura, auf Anfrage einer Musiktherapeutin für die Arbeit mit Wachkomapatient:innen. Das Instrument ist eine Weiterentwicklung des Monochords, welches von vielen Musiktherapeut:innen verwendet wird (Brätz, 2022). Die Körpertambura ist ebenfalls ein Saiteninstrument, welches intuitiv spielbar ist und zur Behandlung in der Regel auf den Körper aufgelegt wird. Sie besteht aus einem „rechteckig, hölzernen Korpus“ (Dietrich/Deutz, 2011, S.61) mit einer konkav gewölbten Auflagefläche, die sich am menschlichen Körper orientiert (ebd.). Die Resonanzdecke ist mit 28 gleichgestimmten Stahlsaiten, in sieben gleichen Vierergruppen angeordnet und in Tamburastimmung bezogen. Die Stimmung des Instrumentes orientiert sich an der indischen Tanpura, welche eines der ältesten indischen Instrumente ist (vgl. Krullmann, 2021). Die vierer Tonfolge Quinte – verdoppelte Oktave – Grundton (a – d’ – d’ – d) wiederholt sich 7-fach und endet auf einem tiefen Basston (d). Das Instrument hat ein Gewicht von etwa 2200g und wurde so konzipiert, dass es möglichst wenig Gewicht hat und trotzdem eine gewisse Schwere besitzt, die für die Schwingungsübertragung relevant ist (vgl. Dietrich/Deutz, 2022, S.62). Der charakteristische Klang der Körpertambura entsteht durch „die Verschmelzung der verschiedenen Töne zu einem stehenden Klang“ (ebd., S.66).
So kommen durch das Anstreichen einer Saite ebenfalls alle anderen Saiten mit in Schwingung. Dieses Phänomen wird als Resonanz beschrieben, was Eva Küllmer als „Mitschwingen eines Körpers in einer Frequenz eines anderen Körpers“ (Küllmer, 1986, S.16) definiert. Diese Definition übertragen auch Deutz und Dietrich: „Schwingt ein Saiteninstrument als Klangkörper in der Verbindung der beiden Resonatoren Saite und Instrumentenkorpus, so tritt bei den Körperinstrumenten der menschliche Körper als erweiterter Resonanzraum und schwin- gender Körper hinzu“ (Dietrich/Deutz, 2005, S.66). So nimmt der/die Bespielte die Schwingungen nicht nur über die Ohren auf, „sondern mit dem ganzen Körper, über die Knochenleitung, über die Haut und auch zellulär“ (ebd., S.67). Durch dieses ganzheitliche Erleben kommt es zu einer „Verschmelzung“ mit dem Instrument und der/die Bespielte kann den eigenen Körper als Instrument erfahren (ebd.). Bei dem Körperin- strumenten wie der Körpertambura „wird der menschliche Körper zum unmittelbar mitschwin- genden Bestandteil des Instruments“ (Stöhr, 2016, S.101). Durch die entstehende Vibration kann der Klang vom ganzen Körper gefühlt werden. Dieses Phänomen führt zu einem intensi- veren Klangerleben (ebd.). Da der menschliche Körper zu einem Großteil aus Wasser besteht, werden die erzeugten Schwingungen über das Bindegewebe bis in die Zellen weitergeleitet, wodurch ein Reiz im Organismus entsteht (vgl. Engelbert, 2019, S.42). Der Klang der Körpertambura spricht somit sowohl die auditive als auch die somato-sensorische Wahrnehmung an (vgl. Zeigert, 2012, S.32).
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